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Die drei heidnischen Jungfrauen auf der Auerburg

Posted by Wortman - 26. September 2009

Auf der Auerburg bei Oberaudorf haben einmal drei Schwestern gehaust. Man nannte sie „die drei heidnischen Jungfrauen“. Steinreich sind sie gewesen, so reich, dass sie das Geld nimmer zählten, sondern mit dem Metzen, dem Gefäß, mit dem die Bauern das Getreide maßen, abgeglichen haben, wenn sie es untereinander aufteilten, sobald sich wieder ein Haufen angesammelt hatte. Die jüngere von den dreien war von Geburt an blind. Die beiden älteren jedoch waren von so argem Geiz besessen, dass sie bei jeder Vermögensteilung die jüngste Schwester zu übervorteilen suchten. Und das gelang ihnen auf höchst einfache, wenngleich raffinierte Weise:
So oft nämlich für die zwei Geizhälse mit dem Metzen gemessen wurde, machten sie diesen gestrichen voll, und die blinde Schwester fuhr dann mit ihrer Hand über den Rand des Gefäßes, so das sie erkennen konnte, das richtig eingefüllt worden war. Kam die Blinde an die Reihe, so kehrten sie die Maßkanne um, so das die leichte Vertiefung von deren Boden oben war, und legten ein paar Taler drauf. So musste die Schwester meinen, das Maß sei bis an den Rand vollgefüllt.
Als nun wieder einmal Geldverteilung auf der Auerburg war, langte die Blinde wie zufällig nach dem für sie gefüllten Metzen und merkte den Betrug. Da tat die Überlistete einen fürchterlichen Fluch. Seitdem ist der ganze Schatz versunken, die Burg bis auf die Ringwälle untergegangen.

Dort, wo die alte Burg versunken, ist nur noch ein gewaltiger Steinblock stehen geblieben und heute noch zu sehen. Es ist der Helstein, der eine große Höhle einschließt, so heißt es. Nach außen ist nur die Öffnung eines Ganges sichtbar. Da drinnen jedoch geistert es sehr, und selbst herzhafte Männer erklärten schon vor Zeiten, sie getrauten sich da nicht hinein. Ab und zu erschien früher eine Jungfrau zu Pferde vor dem Eingang zur Höhle. Sie hatte einen schwarzen Hund dabei.

Das war wohl Hei, der Höllenhund, und die Frau war dann die Totengöttin. Vielleicht hausten dort im Auerburgfelsen noch mehr der Unterirdischen?

(Quelle: Max Einmayr, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, 1988)

14 Antworten to “Die drei heidnischen Jungfrauen auf der Auerburg”

  1. Mizi B. said

    Danke für die Geschichte!
    Oberaudorf hat eine energetisch sehr, sehr interessante Kirche mit interessanten Reliquien. Rentiert sich, die mal zu besuchen. „Tip geb“

  2. nachtopal said

    Schöne Sage, ja das haben die beiden gierigen Schwestern nun davon, der Schatz ist weg, Betrug lohnt also nicht 😉 lieber Gruß Regina

  3. Bettina said

    Hihi….Strafe muß sein.

    Eine interessante Geschichte.

  4. mareilu said

    da sollte ich vielleicht mal „graben“ gehen, oder?? 😉 Schöne Sage 😀

  5. Nimm doch mal einen Metalldetektor mit. 😉 Vielleicht geht’s dir wie dem englischen Hobby-Schatzsucher und Sozialhilfe-Empfänger vor ein paar Wochen, der am Rande eines Ackers einen millionenschweren Schatz aus dem siebten Jahrhundert entdeckt hatte.

  6. Sany said

    Ich liebe solche Geschichten 🙂

  7. Sabine said

    Jaa, so geht das, wenn man den Hals nicht voll bekommt :mrgreen:
    Hach – ich mag solche Geschichten 🙂

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